Funktionsbauten II : Das „Haus am Schaumburgweg“

 

Städte erlangen ihren Ruf u.a. durch ihre Repräsentationsbauten und deren Nutzung. Sie sind ihr Schmuck und ihre Last. Sie zu erhalten setzt Bewusstsein der Eigentümer, Bürger und Verwaltungen für baulichen Wert ebenso voraus wie das Vermögen, sie über die wechselnden Zeiten hinweg angemessen zu nutzen und ihrem Wert gemäß zu erhalten. Ändern sich die Nutzungen, bedeutet das nicht selten auch eine tiefgreifende äußere und innere Veränderung.

 

Deutlich wird dies vor Ort an einem Großbau, der seit seinem Entstehen am Ende des 19.Jh die unterschiedlichsten Nutzungen erlebte und nach einer baulichen Veränderung vor 1945 als problematische Hinterlassenschaft galt. An seiner Bedeutsamkeit bestand dennoch wegen der Ausstattung und dem Zusammenhang mit der Zeitgeschichte kein Zweifel. Gemeint ist das Gebäude, das, obgleich mit seinem Park zur Stadt hin schlecht sichtbar, neben dem modernen Krankenhaus, dem RWE Gebäude und einigen Hochbauten eines der größten vor Ort ist. Es war in den ersten Jahrzehnten und zu Beginn des 20 Jhs. abwechselnd Heil- und Pflegeanstalt sowie Erziehungsanstalt, ehe ihm ab 1938 eine neue Bestimmung und ein neues Aussehen als zukünftiges KdF Hotel im Rahmen zeitüblicher Stadtplanungen zugedacht wurde. Mit italienischem Marmor, auffälligen Großmosaiken an den Wänden und Räumlichkeiten, von denen einige in der Nachkriegszeit zu Konzerten, Rezitationen und kulturellen Veranstaltungen der Stadt vorübergehend genutzt werden konnten, verlangte es weiterhin nach angemessener Nutzung. Es diente schließlich verschiedensten Zwecken: als Fachschule, Amt für Studien der Bundeswehr, schließlich über Jahrzehnte als Akademie der Bundeswehr den unterschiedlichsten Aufgaben. (s. Überblick) Nach dem Wegzug der Bundeswehr 2008 stand es eine Weile leer. Nach langem Hin und Her ging der Komplex schließlich in den Besitz einer europaweiten buddhistischen Gemeinschaft über, welche die letzte Nutzung des Hauses am Ende des Kalten Krieges, als es nach der Wende „Akademie für Transformation der Bundeswehr“ war, als Auftrag sah, den Begriff der Transformation in Bezug auf Haus und Umlage wörtlich zu nehmen und die belastende Geschichte des Hauses dabei nicht auszulassen.

 

Zeitangaben

Nutzer

Nutzung

Anmerkung

1893–1897 Planung und Bauzeit

Ev. Krankenhaus Waldbröl GmbH

 

27.6.1893 notarielle Gründung

Gründung der GmbH durch. Initiatoren : Pfarrer Hollenberg, Sanitätsrat Dr. Venn , insg. 17 Gründungsmitglieder

1897–1938

     1897–1920 = =„Waldbröler Zeit“

     1914–1919

      1921–1926 =„Solinger Zeit“

     1926–1938 =„Duisburger Zeit“

Einteilung nach: H. Simon, Zur Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Waldbröl, in     „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte“ Bd. 2, (1989), S, 198 ff.

 

 

Ev. Krankenhaus Waldbröl GmbH

Militärverwaltung

Rheinischer Provinzialausschuss

 

Rhein. Prov.aussch.f. Innere Mission Langenberg

und Diakonenanstalt Duisburg  

 

 

 

Heil- und Pflegeanstalt (I)

 

Reservelazarett 31.8.1914 –23.9.1919

Provinzial Erziehungsanstalt /Umbau

 

Heil- und Pflegeanstalt (II)

 

 

 

 

 

 

Pächter: Prov. Fürsorgeerz.anst. Solingen /da. Halfeshof   besetzt , brit. Besatzung , Rückkehr 1926)

1933 Differenzen mit Kreisverw. und neues Personal .

1938/39

Verlegung der Insassen nach Hausen (Ww) ,Anordnung von R.Ley (700 Patienten + 100 Pflegekräfte)

1938- 1945

DAF

KdF- Hotel Umbau

incl. Mosaike von Otto H. Gerster

1945–1969

BM des Innern; Kreis Oberberg

Krankenhaus (bis 1969), ab 27.3.52 Krankenhaus Bes.wechsel >Kreiskranken haus

 

1970

1975

BM Verteidigung

Umbau

diverse Bundeswehreinrichtungen

Bundeswehrverwaltungsschule

Fortbildungslehrgänge Bundeswehr

Freilegung der Wandmosaike

1987

 

1990

 

1994

 

2002

 

2004

 

Bundeswehr (BW)

 

 

s. Lit. Das Haus am Schaumburgweg , Ausstellungsbroschüre zur Geschichte des Hauses 1999

 

Akademie der BW für Psychologische Verteidigung

Akademie für Information und Kommunikation

Amt für Studien und Übungen der BW (ASTÜB)

Zentrum für Analysen und Studien der BW

Zentrum für Transformation der BW

 

 

Denkmalschutz

2008 und Modernisierung ab 2009

EIAB (Europäisches Institut für Angewandten Buddhismus)

Buddhistisches Zentrum /Umbau

Lit. Flyer Arch. büro z. Tag des offenen Denkmals 2010

 

Beherbergungs- und Versammlungsstätte

Ergänzung einer Meditationshalle

Geschichte des „Hauses am Schaumburgweg“ als Tabelle und Überblick