Grundlagen westlicher Kultur oder Je suis Charlie 2015

Wenn in einigen Artikeln, wo es um Kultur geht, von gemeinsamen Werten und Gemeinsinn gesprochen wird, die ein Fundament des Lebens hierzulande und im sog. Westen darstellen, kann mancher Leser sich fragen, was damit gemeint sei. Die Frage stellt sich fast täglich angesichts einer Vielzahl von Ereignissen, die mit Gewalt und Terror, aber auch mit der Inanspruchnahme der gesetzlich garantierten  individuellen Freiheiten verbunden sind und unsere Solidarität in Anspruch nehmen. Missverständnisse und Missbrauch sind, nicht selten konkurrenzbedingt,  an der Tagesordnung. Da erweist es sich als zwingend, auf die historisch errungenen Leitlinien westlichen Zusammenlebens hinzuweisen, die sich in einem langen, von Leiden und Auseinandersetzung getragenen geschichtlichen Prozess in den letzten etwa 500 Jahren herausgebildet haben. Sie tragen inzwischen die Verfassungen und Rechtssysteme der meisten westlichen Staaten.

Obwohl seit dem Mittelalter eine enge Verbindung von Kultur und Religion (und Religionen in ihrer Pluralität)  sich immer  wieder als gemeinschaftstragend und sogar als gesellschaftstragend erwies, hat sich das Staatsdenken seit 500 Jahren  davon getrennt, diese Verbindung als hinreichend für das Bestehen westlicher Staatlichkeit und Rechtssprechung zu betrachten. Die damit einhergehende Säkularisierung und der Verweis auf die Aufklärung werden überall im Westen als Basis der Demokratie gesehen.

Dass andererseits in einer Zeit, wo die Kulturen und Religionen sich mischen und neue soziale Probleme entstehen, die geforderten Anpassungen gerade in Europa zu Konflikten und Spannungen führen, kann nicht bedeuten, dass die mühsam in geschichtlichen Prozessen errungene  Grundlage des Zusammenlebens (mit Pressefreiheit, Meinungsfreiheit etc.)  zur Disposition steht. Sie bleibt nach außen zu verteidigen (siehe die Pariser Ereignisse des Jahres)  und nach innen zu erläutern, zu sichern und zu bewerben. Wie sich zeigt, eine schwierige Aufgabe.