Erstnennungen und ihre gegenwärtige Bedeutung. Ein aktuelles Beispiel: Belege aus der Zeit vor 500 Jahren und mehr

 

 

In dem Sonderband der „Beiträge zur oberbergischen Geschichte“, der 1998 erschien[1], sind unter den oberbergischen und benachbarten Gemeinden auch zahlreiche Orte aus Waldbröl und Reichshof genannt. Die meisten, wie regional üblich, für das 16.Jh. Es sind etwa für das Jahr 1467 (laut Sonderband) viele  Orte genannt, die vor 550 Jahre erstmals schriftlich erwähnt wurden. Für alle wird auf die gleiche Akte Bezug genommen. In Waldbröl sind es vier Dörfer, in Reichshof sogar etwa 20. Was steckt dahinter?

Es liegen dem Vorgang Abschriften von Dokumenten zugrunde, in denen jeweils ein Rundgang bergischer Leute um die Grenze ihres Territoriums  bezeugt ist. Sie sollen aus dem Jahr 1467 stammen.  Rundgänge dieser Art, hier Begang genannt, dienten dazu, die Außengrenze des eigenen Gebiets zu bezeugen.

Wichtig war daher nicht nur der Lauf der Grenze von einem Zeichen, Stein oder Grenzbaum zum nächsten, sondern auch die Anwesenheit möglichst vieler älterer Leute aus den umliegenden Ortschaften, welche das hohe Alter der Grenze bezeugen sollten.

Diese Leute  sind, das macht sie für den Nachweis des Alters der Ortschaften wertvoll, mit ihren Herkunftsnamen genannt. Diese Herkunftsnamen, zusammengesetzt aus einem Vornamen und dem Dorfnamen, füllen den zugehörigen Teil des Berichts und liefern das Jahr für die  bislang bekannte erstmalige schriftliche Erwähnung des Ortes. Zwei Teile treten in solchen Urkunden hervor, einerseits die Beschreibung des Grenzverlaufs, sodann die Liste der Teilnehmer an dem Rundgang. Andere archivarische Dokumente, entstanden aus anderem Anlass, etwa der Nennung von Zeugen bei einem Verkauf, erfüllen ähnliche Zwecke[2]. Das Buch der Erstnennungen oberbergischer Orte bezieht sich so als Nachweis auf die verschiedensten Urkunden oder Akten aus den Archiven.

Die vorliegenden Abschriften, alle  aus der umfangreichen Akte mit der Signatur Jül.-Berg II,95, betreffen in der Mehrzahl Umgänge um das bergische sog. „Eigen von Eckenhagen“ (heute Reichshof)  mit seinen Grenzen gegenüber Sayn, Mark, dem Stift Köln (also Westfalen) und Wildenburg. Sie stammen aus einer Zeit, wo Windeck/ Berg und die Reichsherrschaft Homburg sich gerichtlich der Grenzen wegen auseinander setzten, wo aber auch Streitigkeiten mit der Herrschaft Wildenburg, der sog. zehn Ackerhöfe und deren Abgaben wegen bestanden. Die von einem Sohn Mercators für die bergischen Ansprüche erstellte Manuskriptkarte (1575) zeigt erstmals das gesamte Gebiet zwischen Agger und Sieg und verzeichnet darüber hinaus für die gerichtliche Auseinandersetzung  einen Umgang um das bergische Gebiet samt den bergischen Ansprüchen.

Für Waldbröl stehen im Mittelpunkt in den gehäuft genannten und für die 2017 aktuellen Erstnennungen vor 550 Jahren die Begleitpersonen eines  Umgangs aus den Orten Schnörringen, Hufen  (vielleicht Lesefehler Herfen), Geiningen, Grünenbach und Rölefeld . Sie sind Teilnehmer eines Umgangs, der die nördliche Grenze des „Hofes von Rosbach“ durch „das Notscheit“ und entlang der sog, Eisenstraße festlegen soll. Für Reichshof und die belegten Umgänge um das Eigen von Eckenhagen sind es, je nach Schwerpunkt der Grenzfeststellung, Begleiter aus Auchel, Berg, Dorn, Dreslingen, Drespe, Ersbach, Feld, Giershausen, Halstenbach, Hamert, Hunsheim, Heseln, Komp, Lepperhoff und weiteren ca. acht Orten. Von ca. 120 Reichhof-Orten erscheint also fast jeder fünfte. Sie beziehen sich alle auf den gleichen Umgang, der das Eigen von Eckenhagen mit seinen Grenzen zu Sayn, Mark und zu Wildenburg. betrifft und zur Akte Jül.Berg II, 95 gehört.

 

[1] Pampus, Klaus, Urkundliche Erstnennungen oberbergischer Orte, Sonderband der „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte 1998

[2] Für Waldbröl finden sich Dokumente in ca. 12 öffentlichen und privaten Archiven, wie der Verfasser des im Vorigen genannten Werkes nachweist. Darunter sind an erster Stelle das Landesarchiv NRW, das fürstl. Archiv in Berleburg, das Archiv in Wiesbaden und das Historische Archiv der Stadt Köln, Archive also, die  auch für andere oberbergische Gemeinden und ihre Orte ergiebig sind. Das örtl. Kirchenarchiv (ev.), das HSTA München, einige Privatarchive oder Adelarchive liefern nur wenige Nachweise.