Lebenswelten 

 

 

Die eigene Welt wie in einem alten Karnevalslied in „Imis“ und „Echte“ aufzuteilen und sie mit „Sach´ens Blootwoosch“ einem Trenntest zu unterwerfen, um Einheimische und Zugereiste zu erkennen, würde heute nicht nur in der nahen  Großstadt zu einem amüsanten Ratespiel. Entsprechend im Umland. Es verweist dennoch auf die wichtige Rolle der Sprache bei jeder Integration.

Dass die Braut aus dem Nachbardorf als Fremde und Eingereiste auf ewig an ihrer Aussprache zu erkennen  war, weist in Zeiten zurück, als Mundart allgemein und sehr unterschiedlich, die Verkehrswege zwar kurz, aber unwegsam oder abenteuerlich waren und man am liebsten in der Nachbarschaft „auf die Frei“ ging. Noch weiter zurück liegen Zeiten, als man froh war, wenn keine Straße in größerer Nähe vorbeiging, man Landwehren mit ihrem „Gebück“ und wenigen Durchlässen brauchte, um sich abzuschotten gegen allerlei durchziehendes Volk, Kriegsleute und Taugenichtse inbegriffen. Das Fremde als Gefahr gewann auf diese Weise seine eigene Geschichte, die bis in die Gegenwart reicht. Ihm stand seit je gegenüber, was mit Heimatrecht und Heimat an Wert und Sicherheit verbunden war. Bis in die lebensweltlich und technisch so ganz andere Gegenwart. Verwandtschaftszirkel und Sitten verbürgen bis hinein in die Städte, wiederum auch über den Sprachbesitz landsmannschaftliche Verbundenheit. Sie geben etwa dem, was mit dem Bergischen als Heimat gemeint ist, trotz aller regionalen Verschiedenheit jenen Teil seines Gehalts, der sich am Naturraum und Kulturraum orientiert. Mit Migration jeder Art ändert sich sowohl für den passiv wie  aktiv Betroffenen andererseits der Rahmen seiner Lebenswelt und verlangt Anpassung von beiden Seiten als persönliche und als Gruppenleistung.

 

Geht man den Veränderungen von Lebenswelt nach, wie sie durch die  Zuwanderungswellen zustande kamen, die seit dem letzten Weltkrieg den bergischen Süden erreichten, so spiegelt sich darin ein Stück Weltgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Ganze Bibliotheken wären nötig, diesen Vorgang im einzelnen darzustellen. Eine verdienstvolle Wanderaussstellung des Kreises im Jahr 2008 versuchte, „Ankommen“ in Oberberg „seit 1945“ als Thema und Beschreibung der Zuwanderung ins Oberbergische mit den dazugehörigen  Etappen und Problemen für den Kreis vorzustellen[1]. Begleitende Veranstaltungen zur Ausstellung, u.a. mit Berichten Betroffener, verdeutlichten, was in den Zusammenstellungen und Beiträgen in Text und Bild zum Ausdruck kam. Genaue statistische Angaben für die einzelnen Kommunen stehen allgemein verfügbar (etwa auf der Internetseite des Kreises) noch aus; dies erst recht für die zahlreichen aufeinander folgenden Zuwanderungswellen, die im Rückblick, grob gesehen, überwiegend  Erfolgsgeschichten waren. Damit bleibt das Folgende, auf die eigene Kommune bezogen, notwendig ergänzungsbedürftig.

 

 

 

[1] Vgl. Katalog unter dem gleichnamigen Titel, herausgegeben vom Kultur- und Museumsamt des Kreises