Die Venns – mal Maire, mal Arzt und Lokalpolitiker 

Im 19.Jh. ein mehrfach und prominent vertretener Name in der Ortsgeschichte. Als bauliche Reminiszenz befand sich lange in der Innenstadt ein Gebäude im wilhelminischen Villenstil des späten 19.Jhs. (Abbruch 1972), Vorläufer des inzwischen als Bausünde empfundenen und dem Abriss geweihten Hochhauses. Mancher schwärmt noch heute von der Villa als von einem Bau, der dem Ort samt dem dazugehörigen Ambiente ein Gesicht gab

Bauherr war der einst ortsbekannte Arzt, Initiator des ersten offiz. Krankenhauses und an vielen ortsprägenden Initiativen vor der Jahrhundertwende beteiligte Sanitätsrat Dr. Carl Venn, der 1910 im Alter von 56 Jahren während einer Reise nach Münster, wo er einst sein Abitur machte, plötzlich verstarb und wegen der vielen Funktionen, die er ausfüllte, eine große Lücke hinterließ. Der Gemeinderat widmete ihm noch im Sterbejahr die Straße, an der das später so genannte „Webers Häuschen“  mit der ersten Krankenstube gestanden hatte, Vorgänger des dann in der Nachbarschaft zur Heil- und Pflegeanstalt  gegründeten ersten offiz. ev. Krankenhauses[1].

Die verflochtene Geschichte der Familie Venn und der in Waldbröl im 19.Jh lebenden Generationen hat Otto Budde in seinem Buch „Das Dorf der Väter“ als kurze Geschichte der Häuser 56 bis 60 (lt beigefügtem Plan), alle in der Hahnenstraße gelegen, bei seinem virtuellen Rundgang durch den Ort im 19. Jh in großen Zügen dargestellt[2]. Der letzte napoleonische Maire und erste Bürgermeister Waldbröls Maximilian Joseph Venn, Sohn des windeckschen Gerichtsschreibers Joseph Andreas Venn, hatte in den turbulenten Tagen von 1813 (Bergischer Aufstand) in dieser Straße ebenso gewohnt wie Generationen später der Stiefsohn seiner ältesten Tochter, der  gefeierte Sanitätsrat, der sich 1884 die klassizistische Villa an der späteren Kaiserstraße baute[3]. Dieser zog 1891 nach Köln, wo er auch eine erste Praxis gehabt hatte. Ursprünglich wohnten Vorfahren der Familie im  nahen Dreslingen/ Gem. Reichshof. Der Großvater des späteren ersten Bürgermeisters von Waldbröl, ebenfalls windeckscher Gerichtsschreiber Johann Venn hatte hier gelebt, in der Nähe des in Resten erhaltenen Burghauses und Gefängnisses[4].

Zeichnung: W.Engelbert

 

 

[1] Vgl. dazu Rothkopf, Alexander, Zur Entwicklung der mediz. Versorgungsreinrichtungen im alten Oberberg  in: Beiträge zur Oberberg. Geschichte Band 11, S 145.  sowie Budde, O. Waldbröl wie es wurde, was es ist 1981, S. 191 ff.

[2] Budde Otto, Das Dorf der Väter und seine drei ältesten Vereine , 1987 , S. 57f u. Register  S.305

[3] Für eine ausführlichere Familiengeschichte bzw. Würdigung des Arztes  vgl. Waldbröl 1851-1951 , S. 34f. sowie „Waldbröl im Spiegel der Zeit“ , Broschüre zur Stadtwerdung  1957 unter dem Kapitel „Männer , die unvergessen sind“ , S. 91f.

[4] Woelke/Hanster/Schöler, Die Dörfer der Altgemeinde Denklingen und um die Wiehltalsperre , 1982, S. 72 ff.