Die Grenzen im Süden der Gemeinde

Gut erkennbar sind die Reste der spätmittelalterlichen Territorialbildungszeit  im Süden der Gemeinde. Es handelt sich dabei um das Gebiet der ehemals sog. 14 Höfe. Dass die dort gelegenen Ortschaften 1808, zu napoleonischer  Zeit also, Teil des neuen Cantons Waldbröl, später des preußischen Gemeindegebietes und der folgenden Zuordnungen bis in die Gegenwart wurden, war vermutlich eine Spätfolge der Entwicklungen in den Jahrhunderten zuvor[1].

Vor 1604 nämlich beanspruchte das Herzogtum Jülich-Berg als bergischen Besitz gegenüber Sayn-Wittgenstein hartnäckig u.a. das Gebiet der im Süden  der Gemeinde zur Sieg hin gelegenen 14  Ortschaften. Man rechnete sie bergischerseits dem eigenen „Hof Rosbach“ zu, obwohl die Bewohner dieser Ortschaften traditionell in vor - und nachreformatorischen Zeiten[2] die besser erreichbare, weil nähere und im Mischgebiet  von Saxn-Wittgenstein-Wildenburg und Jülich-Berg liegende Kirche in Waldbröl besuchten.  Die 14 Höfe waren politisch, wie G. Corbach vermutet, irgendwann aus saynisch-wittgensteinischem Einflussbereich  nach Berg „übergegangen“ bzw. von den Bergern in ihrem damaligen Expansionsdrang dem Amt Windeck einverleibt  worden. Der angeführte Siegburger Vergleich von 1604 nahm zu der Frage der 14 Höfe nicht Stellung, insofern  er sich nur mit den zukünftigen Grenzen des bergischen Gebietes  zu Homburg hin befasste, nicht aber die un internen Abgrenzungen zum Hof Rosbach betraf.

Es handelte sich  bei den 14 Höfen im sog. “Hof von Rosbach“ um  eine Reihe von Ortschaften, die nach dem Vergleich von 1604 deutlicher als zuvor dem  Territorium des Herzogtums Jülich-Berg  zugeordnet waren und die im weiteren Verfolg wenig verändert dann den südlichen Teil der heutigen Gemeinde bildeten. Dies eindeutig, seitdem sie in napoleonischer Zeit, nach Corbach im Jahr 1808, Teil des Cantons Waldbröl wurden. Es waren dies im einzelnen die Ortschaften Herfen, Baumen, Hufen, die einst beiden Schnörringen,  das untergegangene Riemgarten, Schönenbach, Seifen, Niederkrahwinkel- (heute Krahwinkel), das sog. Mittelkrahwinkel-Wies, Oberkrahwinkel-Helten, Hochwald, Heide, sowie Bettenhagen. Dass Vierbuchen hinzukam, ist bereits der verlorenen und nur in Restkopien erhaltenen Karte von 1607 zu entnehmen. Nach bergischer Wahrnehmung waren das alles Ortschaften östlich einer Linie, die von der sog. Westert aus über die Orte Mittel und Schnörringen bis hin zur sog. Eisenstraße und zurück nach Lützingen führte.

Die Grenzstreitigkeitskarte von Arnold Mercator von 1575, aus den Tagen der Reichskammergerichtsprozesse am Ende des 16.Jh., verzeichnet sie als gelegen diesseits einer gestrichelten Markierung. (vgl. Foto)  Diese Zuordnung wurde aber offensichtlich von Sayn-Wittgenstein in ihrer Gültigkeit lange bestritten. Erst der territoriale Vergleich 1604 und die Zuordnung Waldbröls zum gleichen Territorium wie der Rosbacher Hof klärte den Sachverhalt weitgehend.

 Eine Unterscheidung der Herkunft ist dennoch für die Waldbröler lange geblieben. Während die Bewohner der sog. 14 Höfe bis 1806 weiterhin politisch zum Hof Rosbach gezählt wurden, obwohl sie nun ebenfalls wie Waldbröl zum Herzogtum Berg gehörten, wurden sie in kirchlicher Hinsicht nach wie vor als ursprünglich Rosbach zugehörig betrachtet, dies möglicherweise auch schon bis  zum Ende der feudalen Zeit. In der Folgezeit  ermittelten sich eine Weile die Einwohnerzahlen des Kirchspiels Waldbröl aus den Zahlen für Waldbröl plus den Zahlen der weiterhin bei Rosbach geführten 14 Höfe. In den  Annalen der ev. Kirche gab es also bis in die preußische Zeit ein Kirchspiel Waldbröl und daneben ein Kirchspiel oberrosbacherseits, so als hätten die geschehenen Verwaltungseingriffe, wie der Siegburger Vergleich und später die napoleonische Neuordnung nur vorübergehenden Bestand. Aber Provisorien erweisen sich oft, wie man sieht,  als erstaunlich langlebig..

 

[1] Vgl. Corbach, Geschichte von Waldbröl 1973, S. 15 und Seite 88

[2] Vgl ders., ,Die  kirchl. Verhältnisse im Oberbergischen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts , Neudruck 2001, S.. 383 ff. , wo  auch die Verhältnisse in Waldbröl am Ende des 16.Jh. dargestellt sind.

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