Entwurf eines NS-Erziehungssystems. Auszug aus der Rede Leys vom  20.6.1936 im einstigen Hotel A.

 

a) Situation und Anlass

Anlass der Rede war das 75. Jubiläum  der Anstalt, die der Festredner in seiner Jugend einige Jahre lang besuchte. Im gleichen Jahr, das zwei Monate später mit der Sommerolympiade in Berlin ein auch für die Partei wichtiges Datum und einen Höhepunkt der Repräsentation  brachte, hatte Ley umfangreichen Grundbesitz in der Gemeinde erworben, um dort  ein landwirtschaftliches Mustergut zu errichten. Aus Sicht der Veranstalter war er zweifellos der prominenteste Gast und Redner des Tages, auch wenn die aus gleichem Anlass erschienene Festschrift den Auftritt unerwähnt lässt. Das Versprechen, dem Land, wo er in früher Jugend gelebt hatte, in großem Stil „etwas zurückzugeben“, das mit der Idee umfangreicher lokaler Industrie- und Bauprojekte einherging, wird zwei Jahre später in den Plänen zum Umbau des Ortes und zur Errichtung einer Adolf- Hitler Schule konkret.

Der Text insgesamt legt Rückschlüsse sowohl auf die Persönlichkeit des Redners, seine  machtvolle Stellung in der Parteihierarchie, seine Vorhaben wie auch auf die Zuhörerschaft nahe. Da der Redner als Funktionär im Begriff ist, sein Erziehungskonzept landesweit umzusetzen, ist  der am Ort vorgestellte und zum Redeanlass passende Entwurf damals über den Tag hinaus von Bedeutung. Auf die immer wieder betonten persönlichen Motive, die den biographischen Hintergrund erkennen lassen, wie auch die Sprache  gehen wir an dieser Stelle nicht ein. Das angedeutete Architekturkonzept sollte sich später noch deutlich verändern.

 

b) Text (Auszug)  

 

….Ich habe dem Führer den Plan vorgelegt, in meiner Heimat die erste Kreisburg zu errichten und in meinem Heimatort die erste Kreisburg zu bauen. Der Werdegang wird folgender sein: der junge Mensch kommt zunächst drei Jahre in die Volksschule. Hier sucht sich der Ortsgruppenleiter die rassisch und körperlich wertvollen Kinder heraus und bringt sie auf die Ortsburg. Dort werden sie zu Tapferkeit, Kameradschaft und soldatischem Wesen erzogen werden, denn unser Vorbild ist der Soldat. Von der Ortsburg kommen die jungen Menschen einige Jahre auf die Kreisburg und dann auf die Gauburg. Den Abschluss bildet eine Reifeprüfung, die wir aber anders benennen werden. Danach kommen die jungen Menschen sieben Jahre ins harte Leben: Arbeitsdienst, Heer, in die Parteien und jeder muss einen Beruf erlerne, damit er auch praktisch etwas kann. Diese Orts-, Kreis- und Gauburgen sind nichts anderes als ein Reservoir für die Ordensburgen. Hier werden pro Jahr 1000 deutsche Menschen, später 1500 ausgebildet. Wir haben jetzt drei Ordensburgen: in Krössinsee eine, in Vogelsang und in Sonthofen im Allgäu. Zu diesen werden in kürzester Zeit noch zwei weitere kommen: Marienburg als deutsche Wacht im Osten und eine im Frankenlande. Auf jeder Burg bleibt der Auszubildende ein Jahr. Hier wollen wir deutsches Mannestum erwecken, Kerle wollen wir haben, Männer wollen wir erziehen, zu denen das Volk aufschaut, die das Gelübde auch halten, dass sie abgelegt haben. Kerle, die ein Symbol des Glaubens sind, den sie predigen.

Ich bin noch jung. Ich hoffe, noch 80 Jahre alt zu werden, wenn es dem Herrgott gefällt. Ich pflege meinen Körper und tue nichts, was seiner Gesundheit schadet. Wenn wir schon in drei Jahren so außerordentliche Erfolge errungen, ein Fundament geschaffen haben, so werden wir die Ewigkeit unseres Volkes schaffen. Wir werden die Seele unseres Volkes über diese Zeit hinaus retten können. Der Führer wurde einmal gefragt: "Haben Sie Sorgen? " Ja " Haben Sie jetzt Sorgen? "Ich bin nie ohne Sorge!“ „ Haben Sie in Zukunft Sorgen?“ „Ja, das besagt aber nichts, ich meistere sie. Ich habe nur eine Sorge, die mir  Sorgen macht: ob es uns gelingt, den Führernachwuchs heranzubilden. Heute weiß ich, es gelingt!"

Wir beginnen heute damit, wo andere Weltanschauungen erst nach Jahrhunderten anfingen. Wir  bauen Ordensburgen nach urdeutschen Gesichtspunkten, in denen Gesundheit, Rasse und Leistung maßgebend sind und können es jedem Jugendlichen sagen: "Du Junge, bist du rassisch gesund, ist deine Seele in Ordnung, so kannst du alles werden! Das ist etwas unerhört Großes und Herrliches. So bauen auch wir hier eine weltanschauliche Burg unseres Glaubens. Hier soll das Volk seine Seele stärken und sich Kraft holen. Es soll merken, dass dort Männer sitzen, die nicht eine Krise vergrößern, wenn eine solche kommt. sondern die sie meistern und die ihm predigen: "Adolf Hitler hat immer recht, ob du das begreifst oder nicht, Hitler hat immer recht!" Eine solche Burg wollen wir in jedem Kreis Deutschlands bauen […].