Die bucklige Welt und ihre ältesten Bäume

 

Schon vor mehr als hundert Jahren interessierte sich die Heimatschutzbewegung für die Veteranen unter den Bäumen und begann, das noch Vorhandene an sog. Naturdenkmälern zu katalogisieren. Die Waldbröler waren damals stolz auf die Maibuche, die lt. Budde[1] ca. 250 -300 Jahre an exponierter Stelle gestanden hatte, 3,10 m Umfang besaß, 13 Meter hoch war und bis 1941 den Weg nach Diezenkausen zierte, wo bis heute eine Lagebezeichnung an sie erinnert. Ähnlichen Bekanntheitsgrad haben heute für viele die drei Rasteichen im Nutscheid und der nahegelegene Baum, der den Ort der ehemaligen Richtstätte markiert.

Das Interesse an alten Bäumen ist heutzutage an den Naturschutz übergegangen, der u.a. mit der Aktion Altbaumfinder des Landesamtes für Natur und Umwelt auf sie aufmerksam macht. Wo seit dem 19.Jh. der Heimatgedanke und romantische Reize der Landschaft im Vordergrund standen, sind es heute Tourismus, Ökologie und die Sorgen um den Erhalt der Lebensvoraussetzungen. Verständlich in einer Zeit, wo finanzielle Interessen und solche des modernen Bauens oft andere Prioritäten durchsetzen als sie der Denkmalpflege und dem Schutz der Umwelt am Herzen liegen.

Gesehen auf das gesamte Areal der Gemeinde mit ca. 6,5 Tsd ha kommt Wald mit einem Flächenanteil von knapp 1/3 des Gebietes sogleich hinter der immer noch überwiegenden landwirtschaftlichen Nutzfläche[2]. Die ältesten Bäume fallen in dem immer noch waldreichen Gebiet mit viel Baumbestand kaum auf. Ein Verzeichnis wäre überdies schnell erstellt. Achtsamkeit der Eigentümer und die Abgelegenheit haben einige wenige erhalten. Sie verdienen allen denkbaren Schutz. (a)

Ähnlich verhält es sich mit manchen Einzelbäumen oder Baumgruppen, die eine Orientierung in der Landschaft erleichtern, sich mit vielen Erinnerungen verbinden und die Identifikation mit dem Raum erleichtern.(b)  Auf alten Karten des 17.Jhs sieht man, dass manche einst dazu dienten wie die Lagsteine die Grenzen des Territoriums verbindlich festzulegen. Die in der Karte von 1607 von links oben nach rechts unten durchgehende gestrichelte Linie markiert die Grenze zwischen Berg und Homburg im Norden der heutigen Gemeinde. (c) [3]Aus dieser Zeit dürften keine mehr erhalten sein. Herausragende Einzelexemplare haben kaum mehr das Alter der ältesten Bäume, stehen in ihrer Bedeutung für die Landschaft jedoch nicht zurück, solange es sie erhält. Ihr Reiz liegt im zufälligen oder gewollten Beieinander und Arrangement. (d)  Reizvoll mögen sie auch da sein, wo das bewegte Relief der buckligen Welt sie in mancher Jahreszeit eher verbirgt und sie nur im Herbst mit ihrem Blätterschmuck hervorhebt. (e) Mit einem Mal offenbaren sie sich dem Auge. Hinzukommt eine Eigentümlichkeit des oberbergischen Landes. Hinter jeder Wegbiegung stellt sich die Landschaft neu dar.

In gewisser Weise trifft das in der Umgebung der Stadt auf die in geringer Zahl erhaltenen Baumgruppen zu, die wohl eine Zeitlang der einheimischen Lederindustrie den Gerbstoff lieferten und darum in besonderer Weise ortstypisch sind (f). Ihre Lage und historische Rolle sprechen für sie nicht weniger, als dies bei anderen Gruppen der Fall ist(d). Die folgenden Aufnahmen verdeutlichen, warum die Suche nach den bedeutenden ältesten Exemplaren eine Ergänzung verdient. Die Buchstaben im Textverweisen auf Bildlegenden und Bildgruppen..

Älteres Bildmaterial zu einzelnen alten Bäumen aus dem ehemaligen Kreisgebiet findet sich u.a. auf Seite 187 der Publikation "Anno Tubak" von Emil Hundhausen (1977).. .

 

[1] O. Budde, Waldbröl wie es wurde was es ist. Gummersbach 1981 , S. 259 ff.

[2] http://www.it.nrw.de/kommunalprofil/l05374044.pdf

[3] Nachzeichnung der sog. Wayekarte des Amtes Windeck von 1607 von H.Weirich 1994, Ausschnitt