Aus alter Zeit: Das "Streitkreuz " alias Friedenskreuz
- Seit 1995 findet der Besucher Waldbröls u.a. in der ev. Kirche des Ortes die Replik eines Denkmals aus rötlichem Buntsandstein, dessen Vorlage sich als Rest des Originals in der örtlichen kath. Kirche befindet. Es verweist auf einen historischen Konfessionsstreit lokaler Ausprägung zu Beginn des 18.Jhs (1703). Als die damals im Ort lebenden Protestanten sich dem vordringenden Katholizismus entgegenstellten, – Katholiken des Ortes wollten an der Grenze des ev. Friedhofes ein Wallfahrtskreuz aufrichten – führte dies zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung,[1]
Seit Anerkennung des für den geistlichen Besitzstand maßgeblichen Normaljahrs (1624) am Ende des jülisch-klevischen Erbfolgekrieges („ Religionsvergleich“ vom 26.4.1672 ), war das ius reformandi von 1555 auch im ehemaligen Herzogtum entsprechend den Regelungen am Ende des Dreißigjährigen Krieges nur noch eingeschränkt gültig. Das fragliche Kreuz nahe der Ortsmitte aufzurichten gelang im weiteren Verlauf des sog. „ Kreuztumults“, – der von den zuständigen Düsseldorfer Räten nicht als Religionsstreit, sondern als Fall von Landfriedensbruch behandelt und sanktioniert wurde–, erst nach Intervention der herzoglichen Gewalt[2]. Diese verfügte anschließend als Strafmaßnahme den Bau der nahe gelegenen katholischen Kirche als Gottesdienstanlage für die noch junge katholische Missionsstation.
Das seit der Umwidmung von 1995 sogenannte „Friedenskreuz“ findet sich in Form einer zweiten Replik in einer Gebäudenische in Ortsmitte unweit des ursprünglichen Aufstellungsortes. Beides Symbol der historischen Versöhnung sich einst oft bekämpfender christlicher Konfessionen.
[1] . Vgl. zum Vorgang außer den literarischen Verarbeitungen ( Das Geheimnis der Nicolini von K..E. Everwyn, 2005 ) u.a. die ältere Geschichte der kath. Pfarrgemeinde von K. Schröder (1966) auf den Seiten 33-36 sowie dort auch das Kapitel „Prozesssionen“ S. 74ff. dar.
Zur lokalen Geschichte des Katholizismus im 18.Jh vergleiche unter „Streitkreuz“ überdies die gleichnamige Netzadresse.unter wikipedia
[2] G. Corbach vermerkt auf S. 352 seiner „Geschichte von Waldbröl“, es stehe „heute noch“, also 1973, an der Kreuzung Kaiserstr. –Nümbrechterstraße, also dort , wo inzwischen eine Replik zu finden ist.. Es wäre dies also , falls zutreffend, auch der ursprüngliche Aufstellungsort .
Zu den folgenden Fotos und Ansichtskarten
Das Steinkreuz in Hillesheims Garten, auf dem ältesten Foto, einer Ansichtskarte mit Rathaus aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg,, Eingang vorne links heute etwa hinter der links grün leuchtenden Ampel auf dem aktuellen Foto von 2016, ist seit 1995 einer Replik in einer Gebäude-Nische an beinahe gleicher Stelle zwischen zwei Geschäftslokalen gewichen (s. kleineres Bild). Das Kreuz steht dort (ebenso wie eine zweite Nachbildung in der ev. Kirche) als Symbol der Ökumene. Das Original befindet sich in der kath. Kirche (die am Ende der Straße sichtbar). Den Hinweis auf die Bildquelle (Fotograf unbekannt) in der kath. Pfarrchronik von ….verdanke ich Herrn P. Schulz. Die letzte der beiden Ansichtskarten zeigt die Ortsmitte wenig verändert im Jahr 1916 (lt. Pfarrchonik) .